feministisch-utopisches storytelling
- Karolina Heck
- May 7
- 2 min read
In dem Feminist Flash Fiction Workshop habe ich in 45 Minuten eine kurze Geschichte geschrieben. Vielleicht macht es Spaß sie zu lesen. Daher hier für alle.

hitze und wärme
die glühende hitze bläst ihr entgegen. what!? es ist dezember?! tula ist sau heiß. und es nervt. alle tage sind schlimm, natürlich. doch an tagen wie heute, periode tag 1 geht sie eigentlich nicht raus. sie kann sich kaum auf den beinen halten. erwartbar, vorhergesehen und dennoch nicht planbar. tränen steigen tula in die augen, ihre knie zittern unkontrolliert. die hitze der sonne brennt auf ihrer überreizten haut, es sticht und schmerzt. der schweiß führt zu entzündungen ihres elektrochips. ihr kreislauf fährt herunter, es fühlt sich dramatisch an. tula hält es kaum aus. sie drückt auf ihren linken arm, versucht sich anhand der kleinen elektroschocks aus der starre zu befreien. es klappt. etwas. trotzdem muss sie sich direkt bei der nächsten kühlinsel niederlassen. die sanfte luft kriecht langsam über ihren rücken und durch ihre haare, lässt sie für einen moment aufatmen.
warum ist tula überhaupt rausgegangen? überhaupt nicht klar, aber here we are. tulas assistenzhund nymphi guckte sie auch nur entgeistert an, als sie die haustür öffnete. wirklich lust hatte nymphi auch nicht, aber alleine geht es halt noch nicht. sobald tulas entzündungswerte zurückgehen, kann sie nun, mit 16, auch die neue epilepsie behandlung aus botswana erhalten. tulas mama erzählte ihr noch von den zeiten, in denen wissenschaftler*innen und länder patente nicht teilten. medizin wurde entdeckt, könnte leben retten, aber whatever. es ist viel zu krass.
kaum hat tula sich gesetzt, kommen die ersten besorgten nachbarschaftlichen rufe aus den umliegenden kühlen häusern. während sie die nervösen schritte aus den treppenhäusern hört, schaut sie den bienen beim arbeiten zu und versucht die hitze wegzuatmen. natürlich hat tula wie alle kinder bereits im kindergarten gelernt, mit ihrer atmung panik zu überwinden. aber gegen physische beschwerden hilft es einfach nicht. skeptisch schaut sie auf die schwimmenden schachinseln, wo sich um diese uhrzeit renter*innen aufhalten und genüsslich ihre beine ins kühle wasser hängen lassen. kein wunder, dass sie einen klaren kopf bewahren. auf der schachinsel sind es bestimmt nur 30 grad. sie könnte sich natürlich dazusetzen, aber naja, irgendwie passt die crowd für sie doch nicht ganz. sie trauern doch zu häufig der zeit hinterher, in der alle ein eigenes auto besaßen und alkohol in der öffentlichkeit trinken noch erlaubt war. ein vibe, den tula einfach nicht fühlt.
wohlwollende bekannte gesichter schauen tula entgegen. ihr wird ganz warm ums herz, aber tula genießt es. nymphi hat ihre samtweichen pfoten auf tulas schoß gelegt und schaut sie mit treuen augen an. tula atmet schnell. Ihre liebste nachbarin legt ihre hand auf tulas brust und es wird besser. tula fühlt sich leicht und plötzlich ganz klar. es ist alles wie gewohnt. sie ist ruhig. morgen wird es weitergehen, tula wird wiederkommen und die hitze wird bleiben.


Comments